Als gemeinsame Arbeit von Roxani Pavlaki Marty und Gian Matteo Zarotti, dient Topomnesie / (De)contextualizing Landscapes als Gefäss für Forschungsarbeiten und Berichte dies- und jenseits wissenschaftlicher Empirie, Evidenz und Rationalität.
Es werden und wurden Reisen nach Carrara (I), Ptolemaida (Gr) und Vals (Sui) unternommen um emotionaler Anziehung, Verbundenheit und Sehnsucht von anthropogen stark geprägten Landschaften nachzuspüren.
Vergangene:
- Villa Sträuli, Winterthur, 2023
- Diplomausstellung ZHdK, Master Transdisziplinarität in den Künsten, Zürich, 2023
- Kunst im Ofen, Winterthur, 2023
Die Marmorsteinbrüche von Carrara liegen in den Apuanischen Alpen in der nördlichen Toskana. Der Abbau findet auf etwa 1000 – 1300 m.ü.M. auf einer Fläche von ca. 65 km2 statt. Die Steinvorkommen zeichnen sich durch ihre aussergewöhnliche Reinheit, Helligkeit und Festigkeit aus. Carraramarmor gilt als einer der besten der Welt.
Die Apuanischen Alpen sind Teil des Apennins und entstanden vor etwa 240 Millionen Jahren im Paläozoikum. Etwa ein Viertel der Gebirgskette ist mit Marmor bedeckt. Der Marmor entstand aus Kalkablagerungen, die sich im flachen der Oberen Trias vor etwa 200 Millionen Jahren bildeten.
Durch die Kontinentalverschiebung und die Druck- und Temperaturverhältnisse wurden die Ablagerungen zu Kalkstein verfestigt und später zu Marmor metamorphosiert. Das Marmorgebirge erstreckt sich bis zu einer Höhe von knapp 1900 Metern.
Seit der Antike wird in Carrara Marmor für den Bau von Denkmälern, Tempeln und Skulpturen abgebaut. Während der Renaissance erlebten die Steinbrüche eine Blütezeit und wurden von berühmten Künstlern wie Michelangelo genutzt. Durch den technologischen Fortschritt beim Abbau gibt es quasi eine Überproduktion des Primärproduktes Marmor, 80% werden (teils in pulverisierter Form) an die Industrie (z.B. für Zahnpasta, Wandfarben, Pharma) abgegeben, etwa 20% wird zu ästhetischen Zwecken verwendet (Architektur/ Bildhauerei).
Der Steinbruchbetrieb führt zu Landschaftsveränderungen, da große Teile der natürlichen Felswände abgetragen werden. Dies führt zu Erosion, veränderten Lebensräumen für Flora und Fauna und klimatischen Bedingungen. Marmettola, ein Gemisch aus Marmorstaub, Ölen und Mikroplastik, gelangt in Flüsse und Grundwasser, wo es sich wiederum negativ auf die Ökosysteme auswirkt. Der Einsatz von schweren Geräten und Sprengstoffen zur Gewinnung des Marmors können negative Auswirkungen auf die Tier-und Bodenwelt haben.
Die Apuanischen Alpen, die zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören und unter Naturschutz stehen, sind Heimat der Steibrüche. Es wird angenommen, dass der Abbau von Carrara-Marmor noch für etwa 20 bis 30 Jahre im aktuellen Tempo andauern kann, vorausgesetzt, die Größe der Naturschutzgebiete bleibt unverändert.
Die Braunkohleminen in Ptolemaida, Westmakedonien, sind eine bedeutende Quelle für Braunkohle in Griechenland. Sie tragen zu einem beträchtlichen Teil des Energiebedarfs des Landes und sind ein wichtige Bestandteil der lokalen Wirtschaft.
Die Vorkommen entstanden im oberen Pilozän vor etwa 2,6 bis 3,6 Millionen Jahren. Es bildete sich Torf in einer von Bäumen bewachsenen Moorlandschaft durch den langsamen Abbau organischer Materialien unter sauerstoffarmen Bedingungen. An den Stellen, wo der Sumpf von Bäumen bewachsen war, entstand Lignit, auch bekannt als Braunkohle. Die Gesteinsschichten zeigen eine abwechselnde Anordnung von Lignit, Sandstein, Siltstein und Mergelstein.
In den 1950er Jahren wurden die ersten Minen eröffnet, um die steigende Nachfrage nach Kohle als Brennstoff für die Stromerzeugung zu decken. Seitdem hat sich Ptolemaida zu einem wichtigen Kohleförderzentrum entwickelt. Der Abbau der Braunkohle in Ptolemaida erfolgt im Tagebau, was bedeutet, dass die Kohle aus oberflächennahen Schichten gewonnen wird.
Die Braunkohleminen in Ptolemaida spielen eine zentrale Rolle in der Energieerzeugung Griechenlands. Die gewonnene Braunkohle wird hauptsächlich in den nahegelegenen Kohlekraftwerken verbrannt, um Strom zu produzieren. Diese Kraftwerke tragen maßgeblich zur nationalen Energieversorgung bei.
Die Verbrennung von Braunkohle setzt große Mengen an Treibhausgasen und Schadstoffen frei, die zur Luftverschmutzung beitragen. Der Tage-bau trägt zu Landschaftsveränderungen (z.B. Fragmentierung) und ökologischen Beeinträchti-gungen bei (z.B. Veränderungen im Mikro,- und Bodenklima, Staubbelastung).
Griechenland hat versprochen bis 2028 (bzw. 2025) die Braunkohlekraftwerke abzuschaschalten und auf erneuerbare Energiequellen zu setzen. Es wird stark diskutiert, ob die Energiewende Richtung Photovoltaic, Windenergie oder fossilem Gas gehen soll. Bei der Rekultivierung müssen Massnahmen gegen die Bedrohung durch Arbeitslosigkeit, Migration, Umweltverschmutzung und Degradierung von Natur, Landschaft und Lebensqualität getroffen werden.